Ich möchte euch etwas erzählen – über uns, also über mich und meine Familie und über unsere Weihnachtszeit. Ihr kennt diese Zeit im Jahr ja alle: viel Stress in den Wochen vor dem Jahresende, viel Hektik - zugleich aber auch Spannung und Vorfreude auf die Feiertage - da sind wir keine Ausnahme. Allerdings gibt es doch einen Unterschied: Ich und meine Frau sind Atheisten, unsere Kinder ungetauft; die Kirche, die Weihnachtsgeschichte und die Geburt Christi finden in unserem Leben nicht wirklich statt und es hat für unsere Berliner Heidengören schon etwas gedauert, den Umgang mit den Katholiken hier im Rheinland zu begreifen.
Wir feiern an Weihnachten aber trotzdem – weil’s eben alle tun. Und genau darum gibt’s bei uns noch einen weiteren Unterschied: Bei uns wird am Heiligen Abend bereits morgens die Musik aufgedreht und ein treibender Bass dröhnt durch die Wohnung. Bei uns kommt zu Weihnachten kein Christkind und auch kein Weihnachtsmann - bei uns bringt der Lemmy die Geschenke ….
Na, einige von euch wissen es natürlich:Ich rede von Lemmy Kilmister, Sänger und Bassist von Motörhead. Eine lebende Metal-Legende – zumindest, bis er dann eben nicht mehr lebte. Nur, was hatte gerade der mit Weihnachten zu tun?
Nun, ich muss dafür etwas ausholen und euch was von seinem Leben erzählen, die Lemmygeschichte eben: Lemmy, eigentlich Ian Fraser Kilmister, wurde am 24. Dezember 1945 geboren – also in dem Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, ein wenig wie ein Christkind nach dem Krieg. Sein Vater war Pfarrer und Soldat, ein Feldkaplan der Royal Air Force, und er verschwand bereits bald nach Lemmys Geburt wieder. Seine Mutter zog den Jungen allein in einem englischen Industriekaff namens Stoke-on-Trent auf und heiratete einen Profifußballer, als Lemmy 10 Jahre alt war; mit dem kam Lemmy allerdings überhaupt nicht klar. Die Familie zog mit ihm nach Nordwales, in einen Ort namens Benllech auf Anglesey, wo er von Freunden auch den Spitznamen Lemmy bekam.
Dort nahm das Leben seinen Lauf: Ihr erinnert euch an den 12-jährigen Jesus im Tempel, als er die Händler verscheucht und Priester beschimpft hat? Lemmy fing etwa im gleichen Alter an, den Mädels mit ihren Petticoats hinterher zu steigen; er tanzte sogar Twist, damit er den fliegenden Röcken näher war. Mit 15 flog er ohne Abschluss von der Schule, jobbte in ein paar Fabriken und ging nach Manchester und London, um Musik zu machen. Er war kurz sogar Roadie bei Jimi Hendrix und Anfang der 1970er - also zu der Zeit, als ich mit dem Krabbeln und Brabbeln anfing - lernte er die Jungs der damals recht erfolgreichen britischen Band Hawkwind kennen, bei deren Spacerock-Nummern er dann den Bass spielte und selbst auch Songs schrieb. 1975 flog er bei denen raus, nachdem er an der kanadischen Grenze mit Amphetaminen, also mit Speed, erwischt wurde, und sie seine Kaution blechen mussten. Nicht, dass die Band etwas gegen Drogen hatte, sie hatten in ihrem Repertoire einige Loblieder auf den Konsum von Haschisch und LSD, aber irgendwie übertrieb es Lemmy wohl. Der gründete dann seine eigene Band: Motörhead – benannt nach einem Song, den er vorher noch für Hawkwind geschrieben hatte und der es bei ihnen nur auf die B-Seite einer Single schaffte.
Nun, Lemmy war damals tatsächlich ein echter Motörhead - ein Typ,der immer unter Strom stand und sich die Birne mit Speed und Jackie/Cola volldröhnte.
Ich habe keine Ahnung, ob das der Grund war, warum Lemmy seinen “Rickenbasstard” so viel schneller spielte als andere Musiker der Zeit ihre Gitarren; er meinte irgendwann mal, dass er mit den sechs Saiten der Gitarre überfordert sei und deshalb lieber weiter seinen Viersaiter spiele. Bei seinen Songs wie “Bomber” oder der Pokerhymne “Ace of Spades” prügelte er den Bass so krass durch die Songs, dass es irgendwie immer schwerer wurde, seine Band als einfache Rock’n Roll-Band einzuordnen - aber obwohl alle in ihnen eine der frühesten Heavy-Metal-Bands sehen, hat er zeitlebens und bei jedem einzelnen Konzert darauf bestanden: “We are Motörhead and we play Rock’n Roll”.
Sein Gitarrist “Fast” Eddie Clarke und vor allem sein Schlagzeuger “Philthy Animal” Taylor - laut dem Muppets-Gründer Jim Henson das offizielle Vorbild für den verrückten Drummer Animal der Muppetsband - halfen dabei. Später wurden beide ausgetauscht und zuletzt stand Lemmy bis zu seinem Tod am 28. Dezember 2015 - also genau heute vor 10 Jahren, er war gerade 70 geworden - mit den grandiosen Musikern Phil Campbell und Mickey Dee auf der Bühne, die ihre Vorgänger vor allem in der Feinarbeit deutlich übertrumpften und in der Geschwindigkeit in nichts nachstanden.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wieso ein solcher Typ bei uns die Rolle des Weihnachtsmannes einnimmt; Allein sein Geburtsdatum kann es ja schlecht sein.
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| Lemmy mit Geschenk (erstellt mit ChatGPT) |
Bei uns kommt also Lemmy und bringt die Geschenke - und das erzähle ich all meinen Kindern seit sie klein waren. Ich hoffe, Lemmy kommt in Zukunft auch zu ihnen und ihren Kindern, aber ich denke, sie werden ihre eigenen Idole finden; vielleicht kommen bei meinen Mädels ja die Girls von Blackpink oder die Dinos von Heavysaurus. In diesem Jahr wird er übrigens unterstützt - ich bin mir sicher, dass Ozzy und auch Ace Frehley von Kiss ihn begleiten werden.
Cheers, Lemmy - Rock in Peace! Und euch allen: Rock On und Rock Out!


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